Die Bretter die die Welt bedeuten

Um das Erzeugen von Begeisterung geht es bei der Wintersport-AG der Gesamtschule Marienheide. Der größte Feind dieser Begeisterung ist fehlende Technik. Deshalb waren bei der diesjährigen Fahrt insgesamt drei ausgebildete Skilehrer zum Preis von Kost und Logis zugegen, um den Schülerinnen und Schülern eine bestmögliche Ausbildung zu gewähren. Toll! Während die Profis in der Woche letzten Schliff an ihre Technik legten, machten die Fortgeschrittenen als auch die Anfänger wahre Leistungssprünge.
Am 23.01.2015 ging es ab nach Kals in Osttirol. Kals empfing uns mit heiterem Wetter, das sich in den Gemütern der Truppe widerspiegelte, so dass in stoischer Gelassenheit unzählige Skischuhe anprobiert wurden. Nach einem gemeinsamen Spaziergang zum Supermarkt, der zur Hälfte leergekauft wurde, bestand der Rest des Tages darin, die Strapazen der Anreise durch abendliches Chillen hinter sich zu lassen. Niemand sollte am nächsten Tag müde auf den Skiern stehen.
Petrus zeigte sich dieses Jahr recht gnädig mit der Wintersport-AG, so dass Schneestürme wie im letzten Jahr zum Glück ausblieben. Dafür gab es an zwei Tagen so viel Sonnenschein, das man mittags auf der Terrasse der Adler-Lounge einen Teint bekam, der eher nach zwei Wochen Bali aussah als nach zwei Tagen Skifahren. Vor der berauschenden Kulisse des Großglockners und eines azurblauen Himmels jagte dann eine Talabfahrt die nächste. Der Berg forderte allerdings in diesem Jahr seinen Tribut in Form eines ausgekugelten Skilehrer-Armes und eines Bänderrisses bei einer Schülerin. Die traditionelle Schlittenfahrt machte dann auch den Organisator der Fahrt zu einem humpelnden Kapitän Ahab.
Die Bildung unserer Schützlinge sollte ebenfalls nicht auf der Strecke bleiben. So wurde jeden Tag nach dem Abendessen der Aufenthaltsraum in einen Deutsch-, Englisch-, und Mathematikbereich aufgeteilt. Das mag für einige schon an Quälerei grenzen, doch man wäre überrascht wenn man Zeuge dieses Lernkonzeptes werden würde. In lockerer Atmosphäre und mit einem Lächeln auf den Lippen erledigten die Schülerinnen und Schüler ihre Aufgaben und konnten jederzeit die Unterstützung eines Fachlehrers in Anspruch nehmen. So könnte Schule gern immer sein.
Es ist bemerkenswert wie schnell einige Schüler unter professioneller Anleitung diesen Sport erlernen. Bezeichnend für diese Fahrt ist für mich der kleine Marwin aus der siebten Klasse. Mit der Grazie eines dahinstürzenden Felsenbrockens stolperte er in den ersten Tagen im Pflug die blauen Hügel hinunter. Bei der ersten Talabfahrt stürzte er häufiger als manch anderer in einer ganzen Saison. Doch er stand jedes Mal ohne zu murren auf und fuhr weiter. Mit ruhiger Stimme versicherte er den besorgten Lehrern immer wieder, dass alles OK sei. Jeder Zweite hätte zu diesem Zeitpunkt schon nach Hause gewollt. Doch Marwin setzte um was die Skilehrer ihm beibrachten und fuhr am letzten Tag als hätte er das Skifahren erfunden. Er fuhr an diesem Tag nicht irgendeine Talabfahrt – er fuhr den Blauspitz. Der Blauspitz ist unsere Streif, steil, eisig, schnell. Marwin stürzte dabei kein einziges Mal. Zu Recht verdiente er sich bei der traditionellen Skitaufe seinen Pistennamen: „Die mutige Pistensau“. Von mir an dieser Stelle ein kräftiges: Ski heil Marwin!
Die abenteuerliche Note der Wintersport-AG sollte wieder den Abreisetag für sich beanspruchen. Bei München machte sich plötzlich ein Ruckeln im Bus bemerkbar. Auf dem Standstreifen zum Stehen gelangt, wurden den Lehrern Schutzwesten ausgeteilt. Die Räder des Anhängers bewegten sich keinen Zentimeter mehr und machten jenen zu einem Anker. Drei Lehrer und die Busfahrer packten daraufhin das gesamte Gepäck der unter Applaus der Schüler in jeden noch so kleinen Winkel des Busses um, so dass die Reise nach einer Stunde es Bangens, fortgesetzt werden konnte. Marienheide empfing uns dann am Samstagabend im schönsten Winterkleide. Alle Teilnehmer stellten abschließend fest: Die Wintersport-AG ist einfach immer etwas ganz besonderes. Dafür ist neben dem Ski- und Schlittenfahren, der Ski-Taufe und der Wochenplanarbeit, der Umgang der Schülerinnen und Schüler untereinander aber auch mit den Lehrern verantwortlich.

Ein Bericht von Olaf Kupczyk

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