Gesamtschüler aus Marienheide erkunden Montessori-Einrichtung

,,Hilf mir, es selbst zu tun und lass mir die Zeit dazu!” – Motto der Montessori-Pädagogik

Groß trifft auf Klein! Mit einer Menge vorbereiteter Fragen kamen wir Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Erziehungswissenschaft der Gesamtschule Marienheide vor Kurzen in die katholischen Kindertagesstäte „Zur heiligen Familie“ in Engelskirchen-Hardt. Gespannt waren wir auf die frühpädagogische Wirklichkeit des Montessori-Kindergartens, die wir bisher nur aus der Theorie kannten. Seit Jahren gehören die Pädagogik und das Menschenbild der italienischen Ärztin, Lehrerin und Anthropologin Maria Montessori (1870-1952) zu den Pflichtthemen im Abitur des Landes NRW.

Gleich zu Anfang wurden wir alle sehr freundlich von Annina Nies, der Kiga-Leiterin, begrüßt. Anschließend begaben wir uns in einen für uns vorbereiteten Grupperaum und waren sofort hellauf begeistert von der Miniatur-Einrichtung. Wir setzten uns auf die für uns viel zu kleinen Stühle und betrachteten hochinteressiert die, wie Montessori es nennt, „vorbereitete Umgebung“ mit vielen didaktisch wertvollen Lern- und Beschäftigungsgegenständen..

Zunächst gab uns Frau Nies ein paar Informationen über den Kindergarten. Er verfügt über 25 Plätze für Kinder von 3 bis 6 Jahren und 20 Plätze von 2-6 Jahren. Die Öffnungszeiten sind von 7:00 Uhr – 16:00 Uhr. Sie erzählte uns, dass die Einrichtung bereits seit 41 Jahren existiert und nun seit 20 Jahren nach der Montessori-Pädagogik praktiziert wird. Die Erzieherinnen gehen ab und zu mit den Kindern in den Wald und es wird täglich die kleine Turnhalle benutzt, um dem Bewegungsdrang nachzugeben. Des Weiteren gibt es auch einige Projektarbeiten, um die Interessen der Kinder aufzugreifen.

Nun konnten wir unsere Fragen über die Montessori-Pädagogik und über den Montessori-Kindergarten stellen:

Kurs: ,,Wird der Kindergarten bewusst wegen der Art seiner Pädagogik ausgewählt?”

Nies: ,,In vielen Fällen ist die Wohnortnähe ausschlaggebend; aber die Nachfrage ist groß und wir mussten letztes Jahr wieder über 30 Absagen verschicken.”

Kurs: ,,Sind Montessori-Kindergärten teurer als ,,normale Kindergärten?”

Nies: ,,Nein, die Eltern bezahlen genauso viel wie in anderen Kindergärten.”

Kurs: ,,Haben die Kinder, die in einem Montessori-Kindergarten waren, in der Schule Vorteile?”

Nies: ,,Ja, sie sind kognitiv schon viel weiter entwickelt und werden daher, wenn sie in die Schule kommen, mit den anderen Kindern aus anderen Kindergärten ‘gemischt’, um die Klassen

bezüglich der Leistung her im Gleichgewicht zu halten.”

Kurs: ,,Wenn die Montessori-Pädagogik so gut anschlägt, wieso gibt es dann nicht mehr von diesen Einrichtungen?”

Nies: ,,Weil das speziell dafür erforderliche Diplom nicht so leicht zu bekommen ist und auch der Kindergarten an sich durch die vielen kostspieligen Spielzeuge, die nach der Montessori- Pädagogik entwickelt wurden, und die höhere Anzahl von Erzieherinnen viel teurer als normale Einrichtungen ist.”

Kurs: ,,Laut Maria Montessori dürfen/sollen die Kinder keine Belohnungen oder Strafen bekommen. Ist dies überhaupt umsetzbar bzw. merkt man in einigen Situationen, dass diese Art der Pädagogik nicht mehr zeitgemäß ist?”

Nies: ,, Es ist nicht immer 1:1 umsetzbar, denn natürlich brauchen Kinder Konsequenzen, zwar keine harten Bestrafungen, aber Konsequenzen, um daraus zu lernen. Die Montessori-Pädagogik entwickelt sich auch stetig weiter und natürlich gibt es auch Situationen, in denen man merkt, dass diese Pädagogik durchaus veraltet ist und gewisse Dinge, die Maria Montessori vorschreibt, nicht einhaltbar sind. Dennoch versuchen wir danach zu arbeiten.”

Nach Klärung unserer Fragen lud Frau Nies uns ein, die Gruppe zu erkunden. Dabei stellte der Kurs fest, dass sehr viel Eigeninitiative von den Kindern gefordert wird. Das ist nicht unbedingt etwas für jedes Kind. Zudem fielen die vielseitigen Spielsachen auf, die einen positiven Lerneffekt haben. Dazu gehören zum Beispiel Landkarten im Steckkasten aus Holz, pyramidenähnliche Bauklotzsysteme, diverse Rechentafeln und unterschiedlichste Bilderbücher. Die Kinder konnten zum Teil schon Brüche rechnen, die Namen der Kontinente und sogar die Namen der Bundesländer aufsagen, was man in der Regel erst in der Grundschule lernt.

Anschließend startete der Kurs einen kleinen Rundgang in die andere Kindergartengruppe, in der noch ein paar Nachmittagskinder mit ihren Spielsachen beschäftigt waren.

Zum Schluss zeigte Frau Nies dem Kurs noch die Turnhalle und einen anderen Spielraum, welcher für Rollenspiele und zum Verkleiden gedacht ist. Dort endete unsere Exkursion und nach einem abschließenden Gruppenfoto machte sich jeder mit vielen neuen Eindrücken über Montessori-Kindergärten auf dem Heimweg.

Yvette Rychlak, Annika Holler

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