Poetry Slam trotz Corona

Am 16.01.22 gab es eine Premiere: Zum ersten Mal wurde ein U20-Poetry Slam, der Wortwächterslam, über Instagram als Livestream veranstaltet, da die eigentliche Location den Veranstaltern wegen der steigenden Coronazahlen kurzfristig abgesagt hatte. Die Schülerinnen der Q2 der Gesamtschule Marienheide, die betreut von Ihrer Kurslehrerin Christina Mühlig an diesem Tag aufgetreten sind, fanden dies allerdings nicht so schlimm, da sie so ihren Text in der vertrauten Umgebung, nämlich zu Hause, vortragen konnten. Am Anfang wurden erst einmal durch die Moderatorin Jana Goller die üblichen Slamregeln erklärt: Die Texte müssen selbst geschrieben sein, es darf sich nicht verkleidet werden und es gibt ein Zeitlimit von max. sechs Minuten. Thematisch sind die Beteiligten vollkommen frei.

Aufgrund des Livestreams und der wechselnden Zuschauer (es waren insgesamt ca. 30) wurde der Slam nicht als Wettbewerb veranstaltet, sondern als „Lesebühne“. Es traten insgesamt sechs Poetinnen aus dem Projektkurs Poetry-Slam der Gesamtschule Marienheide auf, den Christina Mühlig leitet. Einige hatten schon Bühnenerfahrung, einige keine. Ob Bühnenerfahrung oder nicht, konnte man beim Vortragen definitiv nicht merken. Gemerkt hat man hingegen, dass alle mit Herzblut dabei waren und sich gefreut haben, über die Themen zu sprechen, die sie beschäftigen. Die thematische Vielfalt war groß: Es ging um Feminismus, Rollenbilder, Normen der Gesellschaft, Anpassungsdruck, Trennungen von guten Freundschaften, Angst, den Schreibprozess an sich und das Aufbauen des eigenen Selbstwertgefühls.

Die Slammerinnen wurden nach den Auftritten interviewt. Es zeigte sich, dass sie es besonders schade finden, wegen Corona in den letzten zwei Jahren weniger Auftrittsmöglichkeiten gehabt zu haben, aber auch dass durch den dadurch gleichförmigeren Alltag oftmals die Inspiration zum Schreiben fehlen würde. Auch das Thema Angst wurde durch Corona bei vielen ein Größeres, als es vorher der Fall gewesen ist. Andererseits berichteten sie, dass das Schreiben für sie eine wichtige Funktion hat. Es dient auch der Selbstfindung und die Slammerinnen freuen sich sehr, durch Poetry Slam einen Raum gefunden zu haben, um sich und ihre Gedanken zu präsentieren. Besonders erfreulich war die Offenheit der Poetinnen und dass sich dies auch in ihren Texten und den Interviews widergespiegelt hat. Trotz der tollen Livestreamerfahrung, die für alle Marienheider Beteiligten neu gewesen ist, hoffen natürlich trotzdem alle, dass der nächste Poetry Slam wieder „in Präsenz“ veranstaltet werden kann.