Der Prozess auf der Bühne

Fünf Schauspieler, eine Bühne, große körperliche Leistungen und Effekte ergeben ein surrealistisches Ergebnis

Bericht von Zoe Haack, Jg.12

An einem Samstagabend im März fuhr der Deutschleistungskurs des 12. Jahrgangs von Fr. Mühlig nach Essen, um das Theaterstück “Der Prozess” von Franz Kafka unterrichtsbegleitend anzusehen. Die sehr reduzierte Inszenierung tritt stark in den Vordergrund, so gibt es nur fünf Darsteller für alle Rollen und kaum Requisiten. Das Bühnenbild zeigt eine Vielschichtigkeit: ein großes Quadrat, welches angeschrägt war, bietet die Hauptbühne, doch auch unter dieser wird gespielt, die Vielschichtigkeit des Raumes wird so gut genutzt. Durch die kleine Besetzung befinden sich die Schauspieler in ständiger gelungener Verwandlung, die die Verworrenheit vom Prozess des Josef K. widerspiegelt.

Standesgemäß für eine moderne Interpretation werden einige Effekte eingearbeitet – mit Knall. So werden Konfettikanonen genutzt, um ein Bild zu malen, Videosequenzen eingespielt und das Bühnenquadrat, welches zu Beginn aus 25 Holzplatten bestand, immer mehr abgetragen. Im Fortgang des Stückes wird die Unordnung größer, die Surrealität stärker und die gewollte Bedrückung größer. Die Position des Bühnenbildes und das fortwährende Abtragen des Bodens verlangt immerzu eine große körperliche Leistung der Darsteller, das verdeutlicht den Aufwand des Angeklagten und wie er immer mehr den Boden unter den Füßen verliert. Auch wird sich in dem Theaterstück mit der Frage auseinandergesetzt, wer schuldig ist und wer nicht, aber auch mit der Frage was Schuld überhaupt ist. Allerdings sorgen die Effekte und die Darstellung für einige Lacher. Die moderne Version ist mitreißend, doch am Ende ist das Stück nur verständlich, wenn man das zugrundeliegende Buch kennt.