Voll auf die Fresse! – Oder doch nicht?

Skifreizeit der Gesamtschule Marienheide
Wir alle kennen doch das Gefühl, wenn man sich einer Herausforderung gegenüberstehen sieht. Bei mir war es der Moment, als ich die Anmeldung für die Skifreizeit nach Kals am Großglockner in den Händen gehalten habe. Was es genau zu einer Herausforderung gemacht hat? Nun, verschiedene Faktoren, welche für manch anderen kein Zögern zugelassen hätte. Jedoch habe ich mich entschieden das Skifahren, oder zumindest das ,,elegante“ Hinfallen, wie ich zuerst dachte, zu erlernen und neue Bekanntschaften zu schließen, falls es sich denn ergeben würde. Und so habe ich die Anmeldung, natürlich ausgefüllt, abgegeben und mich im November 2018 in unserer Sporthalle eingefunden. Regelmäßige Treffen der Ski-AG wurden angesagt und die nötigen FIS-Regeln -Verhaltensregeln während des Skifahrens- fürs Erste mitgegeben. Damit aber nicht genug: Sofort wurde bekannt gegeben, dass wir unsere, noch teils nicht vorhandenen Fähigkeiten in der Kunst des Skifahrens, in Winterberg im Sauerland Mitte Januar 2019 erproben sollten.
Hier zeigte sich schon, dass Skifahren eine Sportart der blauen Flecke und des Muskelkaters ist. Doch Schwamm drüber! Zwar hat der Muskelkater noch zwei Tage angehalten und das Gehen an sich wurde interessant, jedoch hat dieser eine Tag in Winterberg auch gezeigt, dass man einen Berg nicht unbedingt auf dem Hintern vor- oder rückwärts rutschend bewältigen muss, sondern ihn wirklich mit den Skiern hinabfahren und es einem Spaß machen kann. So ist nicht nur die Vorfreude bei den Schülern gestiegen, nein, auch bei den Lehrern, welche schon versprochen hatten, dass wir in Österreich erst richtig sehen würden, was Skifahren eigentlich ist. Und sie hatten Recht.
Am 18. Januar haben wir uns also alle Abends im Bus wiedergefunden, welcher uns bis zum nächsten Morgen sicher in der Pension ,,Regenbogen“ abgesetzt hat. Die Müdigkeit war zwar groß, doch der Hunger noch größer und nach einem anständigen Frühstück befanden wir uns im Skidepot, in welchem wir uns alles Nötige für das Skifahren ausgeliehen haben. Noch während des Tages wurde bekannt gegeben, dass jeden Abend eine Versammlung stattfinden würde, in denen man an den Tag zurückdenken und Verbesserungsvorschläge machen könnte. Dazu haben die Lehrer beinahe darauf bestanden, dass wir sie duzen, was nicht nur zur Folge hatte, dass Sätze entstanden sind wie der Klassiker ,,Thomas, könnten Sie…“, sondern auch das Verhältnis zwischen allen lockerte. Nicht lockerte bzgl. des Respekts oder der Achtung des Gegenüber, aber es entstand dadurch eine durchgehende angenehme Atmosphäre, welche das Vertrauen zwischen allen festigte, was vor allem für das Skifahren wichtig war.
Es gab verschiedene Gruppen, von den Anfängern bis zu den alteingesessenen Skifahrern. Jeden Tag rotierten die Lehrer eine Gruppe weiter, zeigten uns Schülern was man besser machen könnte und was man eher vermeiden sollte, zum Beispiel im Schneeflug versuchen in Tiefschnee zu fahren und anschließend mit zwei blauen Knien am nächsten Tag aufzuwachen, was auch eine Erfahrung an sich war, nur nicht so empfehlenswert.
So ist das Wissen und die Erfahrungen von Tag zu Tag gestiegen und vor allem das Selbstvertrauen. Nachdem man bei den ,,blauen Pisten“ angefangen hat, hat sich dann jeder doch mal irgendwann auf die ,,rote Piste“ getraut und schließlich auch auf die schwersten sogenannten ,,schwarzen Pisten“. Als jede Gruppe schließlich sicher auf den Skiern war, hat am fünften Tag ein Rennen stattgefunden, welches wie unter normalen Bedingungen eines Skirennens gestellt worden ist. Jeder konnte sich behaupten und sein Können unter Beweis stellen. Es wurden sogar anschließend Plätze mit Preisen verteilt. Am selben Abend hat die ,,Skitaufe“ stattgefunden. Ein alter Brauch von den Schülern, welche schon mal mit auf der Fahrt waren und die Neuen ,,Willkommen“ heißen. Dieses ,,Willkommen“ bestand aus einer Mutprobe und diese bestand aus einem ,,5-Sterne Menü“, welches zeigte, wie ,,herrlich“ doch saure Gurken mit Schokoirgendwas, Mayonnaise und ein paar weiteren Zutaten schmecken konnte, wenn man denn auf sowas steht. Nach dieser Mutprobe hat man seinen eigenen persönlichen Skinamen bekommen. Diese beiden Erlebnisse und eine Schlittenfahrt bei Nacht haben dafür gesorgt, dass die Skifreizeit etwas ganz besonderes geworden ist. Nicht einfach eine Fahrt mit ein paar anderen Schülern und Lehrern, sondern ein Erlebnis fürs Leben. Daran konnte selbst die ,,Wochenplanarbeit“ nichts ändern, welche wir jeden Abend hatten, in der wir Schulaufgaben gemacht haben und wo jeder jeden unterstützt hat.
Und ehe wir uns versahen, saßen wir am 26. Januar wieder im Bus auf dem Weg nach Hause und haben über das Erlebte gesprochen und darüber, wie es wohl nächstes Jahr werden wird. Ich bereu meine Entscheidung nicht mitgefahren zu sein, weshalb auch? Die blauen Flecke werden wieder verschwinden, doch die Erfahrung, diese Bereicherung an Wissen werde ich beibehalten können und selbst dieses kann wachsen. Diese Erfahrung zu machen würde ich jedem empfehlen, denn man wird nicht nur Wissensreicher, sondern gewinnt auch neue Freunde.
Johanna Kaun, EF der GE Marienheide