Das Auto – die wahrscheinlich gefährlichste Waffe

Trauer, Tränen, Sprachlosigkeit – ein seltener Zustand im Pädagogischen Zentrum der Gesamtschule Marienheide, in dem sich die Teilnehmer des Crash-Kurses NRW am Mittwoch, dem 15. April 2015, in der dritten und der vierten Schulstunde befanden. Anlass waren die schockierenden Unfall-Ereignisse, die sowohl den Schülern der 11. und der 12. Klasse, als auch den Lehrkräften von authentischen Rednern präsentiert wurden.
Das vor rund fünf Jahren entstandene Projekt des Schul- und Innenministeriums wendet sich an Oberstufenschülerinnen und –schüler, die gerade ihren Führerschein machen oder erworben haben – und insofern blutjunge Fahranfänger sind.
Mangelnde Fahrerfahrung, Imponiergehabe, Selbstüberschätzung, Gruppendynamik oder der altbekannte Alkohol- bzw. Drogeneinfluss – all das kann Auslöser für einen schwerwiegenden Autounfall sein. Das verdeutlichte der Moderator des Vortrags, Uwe Petsching, von der Polizei Gummersbach unmissverständlich.
Die häufigste Todesursache von siebzehn- bis vierundzwanzigjährigen Menschen ist tatsächlich der Autounfall. 24% aller Autounfälle werden von Leuten dieser Altersklasse verursacht, davon sind wiederum 33% der Verursacher alkoholisiert.
Die Frage nach dem „Warum?“ stellt sich fast gar nicht mehr. Geschwindigkeitsüberschreitung, Alkohol- und Drogeneinfluss, das Nichtanlegen des Sicherheitsgurtes, Ablenkung durch das Lesen bzw. Tippen einer mobilen Textnachricht oder das Führen eines einfachen Telefongespräches sind die Hauptunfallursachen, auch als die „4 Killer-Unfallursachen“ bekannt. Doch kann ein Telefonat wirklich von so hoher Relevanz sein, dass dafür mit dem eigenen Leben, im schlimmsten Fall zusätzlich mit dem anderer bezahlt wird? Nein! Das machte der Moderator mehr als verständlich.
Mit einem facettenreichen Programm gewann man im Laufe der Veranstaltung einen klaren Einblick in die folgende Situation auf einen Autounfall – aus unterschiedlichsten Perspektiven. Es gab eine Videovorstellung mit Bildern und Kurzbeschreibungen von schlimmen Verkehrsunfällen aus dem Oberbergischen, unterlegt mit musikalischer Begleitung (Jupiter Jones: „Still“). Darauf folgten kurze Beiträge von den beteiligten Personen einer Retter-Kette bzw. der Unfallsicherung. Zunächst hielt der Feuerwehrmann Niko Linden eine Rede, in der er von der Schattenseite seines Berufes berichtete. Anschließend hörten wir den Rettungsassistenten Andreas Beckmann, der einen rührenden Einblick in seine Berufserfahrung gab. Zusätzlich sprachen Polizist Bernd Frischlich, Notfallseelsorger und Pfarrer von Hülsenbusch Gisbert von Spankeren und zuletzt Unfallopfer Frauke Kiesewetter, die erstmals an einer solchen Veranstaltung als Rednerin teilnahm und uns von dem tragischen Schicksalsschlag berichtete, durch den ihr Leben wochenlang auf dem Spiel stand und der dieses letztlich für alle Zeiten prägte. Kiesewetters traurige, bewegende Geschichte hat im Publikum ein großes Mitgefühl ausgelöst. Sie schwebte lange Zeit in Lebensgefahr und fand dennoch den Weg in den Alltag und zur Selbstständigkeit wieder. Der Respekt des beeindruckten Publikums galt dieser starken, tapferen Frau.
Das gesamte Crash Kurs-Team appellierte an die Anwesenden, sich immer an die Geschwindigkeitsbegrenzung zu halten, sich nicht nach dem Konsum von Alkohol oder Drogen ans Steuer zu setzen, die Anschnallpflicht einzuhalten (laut Uwe Petsching ist der Gurt zusammen mit dem Airbag Lebensretter Nr. 1 im PKW) und sich vor allem durch nichts ablenken zu lassen. Verkehrsunfälle geschehen auch auf scheinbar ungefährlichen Strecken.
Und sollte jemand einmal auf die Idee kommen, auf einer unübersichtlichen Strecke zu überholen, soll man an seine Angehörigen denken, denn diese haben im Falle eines Unfalles auch unter der Situation zu leiden! Ebenfalls soll man die weiteren Verkehrsteilnehmer unbedingt berücksichtigen. Denn der Überholende gefährdet dann nicht nur sein Leben!
Die Vision des Crash Kurses NRW ist eindeutig: „Keiner kommt um! Alle kommen an!“

Maleen Lukas, Schülerin der Einführungsphase