Exkursion der Q2 zur ehemaligen nationalsozialistischen Ordensburg Vogelsang

von Lea Doreen Klaassen

Am 16. September haben wir (die Jahrgangsstufe Q2) eine Exkursion zur ehemaligen nationalsozialistischen Ordensburg Vogelsang unternommen. Um 7:45 Uhr ging es los in Richtung Eifel. Nach knapp drei Stunden Fahrzeit erreichten wir endlich unser Ziel und konnten kurz vor unserer Ankunft einen der Gründe für unsere Verspätung erkennen: Wir fuhren durch Orte, die stark von der Flutkatastrophe im Juli betroffen sind. Da einige Bahnstrecken, Autobahnen und Straßen gesperrt sind, war der Verkehr wesentlich dichter und der Bus musste einige Umwege nehmen. Die Zerstörung, welche die Flut hinterlassen hat, und die riesigen Müllberge ließen uns den Atem stocken.
Ähnlich erschreckend und gleichermaßen beeindruckend war für viele das Gelände der ehemaligen Ordensburg selbst. „So groß und weitläufig habe ich mir das gar nicht vorgestellt“, staunte ein Schüler aus dem Leistungskurs Erziehungswissenschaft.
Nach unserer Ankunft haben wir uns in drei Gruppen aufgeteilt (eine Gruppe mit Fokus auf das Fach Geschichte, zwei Gruppen Erziehungswissenschaft). Wir erhielten zunächst eine Einführung in das Programm des Exkursionstags und konnten auch Schwerpunkte festlegen, zu denen wir forschen wollten. Außerdem erfuhren wir Einiges über die Geschichte des Geländes: Vogelsang diente in der Zeit des Nationalsozialismus als Ausbildungsort einer zukünftigen „Herrschaftselite“. Zahlreiche der sogenannten „Ordensjunker“ wurden im Zweiten Weltkrieg zu Tätern und Mittätern bei den nationalsozialistischen Verbrechen.
Im Anschluss konnten wir auf dem weitläufigen Gelände direkt an den historischen Stätten forschen und der Frage nachgehen, ob die Ordensburgmänner durch ihre Ausbildung in Vogelsang so handeln mussten, wie sie es dann taten. Wir untersuchten in Kleingruppen die Bereiche Kameradschaftshaus, Sportlerrelief, Statue Fackelträger und Hangaufbau, welche wir uns auf einem anschließenden Geländerundgang gegenseitig präsentierten. Wir konnten auf diese Weise viel über den Alltag der Ordensburgmänner und die Ideologie des Nationalsozialismus erfahren. Auf dem Vogelsang-Gelände wurde uns sehr anschaulich bewusst, dass sämtliche Bereiche von der Ideologie durchdrungen waren und nichts dem Zufall überlassen wurde. Die „Ordensjunker“ lebten an einem Ort, der sie weder als Individuum schätze noch demokratisch war. An den einzelnen Stationen besprachen wir auch die wechselseitige Abhängigkeit von Erziehung, Politik und Gesellschaft damals und heute.
Ein weiterer Anlass zur Diskussion war die Tatsache, dass in einigen der ehemaligen „Hundertschaftshäusern“ bis Ende 2022 ein Wellness-Hotel errichtet werden soll. Ist so etwas überhaupt möglich auf dem Gelände eines Erinnerungsortes? Der Großteil fand eine solche Planung nicht sinnvoll, andere gaben zu Bedenken, dass auch die Instandhaltung eines solchen Geländes finanziert werden müsse. Eine Schülerin warf ein: „Das Schwimmbad, das hier auf dem Gelände von den Nazis gebaut wurde, wird doch heute auch noch zu sportlichen Zwecken genutzt!“
Da sich auch unsere Rückfahrt nach Marienheide durch Staus verzögert hat, war es für alle ein langer und auch anstrengender Tag. Dennoch waren alle froh, dass wir auch während Corona nochmal die Möglichkeit hatten, die Unterrichtsräume zu verlassen und außerhalb der Schule an einem derart geschichtsträchtigen Ort zu lernen.