Interview mit Gummersbacher Forstwirt

Zwei Schüler des Wahlpflichtkurses „Naturwissenschaften“ aus dem Jahrgang 7 der Gesamtschule Marienheide haben sich am Mittwoch, den 10.03.2021, in Begleitung ihres Kurslehrers Stefan Kayser auf den Weg nach Gummersbach gemacht, um den dortigen Forstwirt des Reviers auf dem Kerberg zu interviewen. Felix Franke aus der 7a und Florian Keitel aus der 7d hatten die im „Distanzlernen“ gesammelten Fragen des Kurses dabei und notierten sich im 40minütigen Gespräch allerlei Stichworte zu den Antworten des Forst-Fachmannes. Dabei ging es zum einen um das Berufsbild Förster*in und Forstwirt*in sowie zum anderen natürlich um den Wald selbst.
Zunächst wurden die Unterschiede der beiden Forst-Berufe im Hinblick auf Schulabschluss, Ausbildung, spätere Tätigkeiten und Verdienstmöglichkeiten thematisiert. Dass mittlerweile ein Drittel der gesamten Arbeit am Schreibtisch anfällt und der Arbeitstag meist 12 Stunden hat, war eine erste Überraschung. Vor allem der aktuelle Ausverkauf des (geschädigten) Waldes sei bitter, da gerade in der Forstwirtschaft über sehr lange Zeiträume, normalerweise zwei bis drei Generationen, geplant und gewirtschaftet werden muss. „Über Belgien geht zurzeit viel Holz weg. Die besseren Stämme landen in den dortigen Sägewerken, der Rest wird nach China verschifft“, war die Aussage des Gesprächspartners. Während des Interviews wurde dazu passend Langholz auf LKWs aus Belgien und Luxemburg verladen. Als die Schüler fragten, welche Eigenschaften wichtig seien, um einen solchen Beruf auszuüben, kam spontan die Antwort: „Vor allem ein dickes Fell!“. Nachdem erläutert war wieso, ging es um das Revier selbst, das in diesem Fall Privatwaldbesitz ist und den aktuellen Waldzustand.
Geschätzte 70ha des 300ha großen Waldgebietes, das sich aus etwa 60% Nadel- und 40% Laubgehölzen zusammensetzt, sind von Trockenheit und Borkenkäferbefall geschädigt. Weitere 50ha Laubholz könnten bei ungünstigen Wetterverhältnissen in 2021 noch dazukommen, da neben der Fichte auch besonders die Buchen stark gelitten haben. Selbst die Eiche hat durch die trockenen Jahre in Folge an Widerstandsfähigkeit eingebüßt und ist perspektivisch gefährdet. Die Baumarten, die bisher, trotz der veränderten Lage, recht gut widerstehen konnten, sind vor allem Arten, die man sonst vermehrt in subtropischen, mediterranen Regionen findet: Zum Beispiel Hemlocktanne, Douglasie, Zeder und Kiefer, die interessanterweise allesamt der Familie der Kiefern angehören.
Nachdem alle 22 vorbereiteten Fragen gestellt waren, bedankten sich Herr Kayser und seine Schüler für das nette, aufschlussreiche Gespräch und traten den Rückweg zur Schule an. Felix und Florian werden nun dem Kurs über die Interviewergebnisse informieren. Aus den Antworten des Revierförsters konnten sie u.a. auch entnehmen, dass nicht der Borkenkäfer an der aktuellen Misere ursächlich Schuld trägt, denn den Käfer gibt es schon lange. Grundlegende Ursache ist stattdessen, dass die anhaltende Trockenheit und ein sich abzeichnender klimatischer Wandel die Wälder schwächt und so anfälliger macht. Das Ausmaß der Schäden hat allerdings alle schon sehr erschrocken, obwohl man es ja eigentlich tagtäglich vor Augen hat.
Felix Franke (7a), Florian Keitel (7d), Stefan Kayser (Kurslehrer)