Ein Vormittag zum Thema Lernen lernen im PZ der Gesamtschule Marienheide
Mit dieser charmant-stacheligen Frage startete am Morgen des 8. November 2025, unter der Leitung von Anton Merola und Nadine Klein, das Elternseminar im Pädagogischen Zentrum der Gesamtschule Marienheide. Denn wer kennt es nicht? Das Lernen mit den eigenen Kindern fühlt sich manchmal genau so an – wie der Versuch, einen Kaktus zu umarmen. Es piekst, es kratzt, und trotzdem wollen (und müssen) wir irgendwie näher dranbleiben.
Doch statt vorschnell die Arme auszubreiten, lohnt sich vielleicht – wie beim Kaktus – der analytische Blick: Man könnte, oder sollte, jede Nadel genau betrachten, um zu verstehen, wie und wo der Kaktus überhaupt umarmt werden kann. Es ginge aber auch mit der passenden Schutzkleidung. Genauso verhält es sich mit dem Lernverhalten der Kinder: Es gibt keine Universalstrategie, aber durch genaues Beobachten lässt sich der individuell geeignetste Lernweg erkennen. Genau dieses bewusste Hinschauen sollte im Mittelpunkt des Vormittags stehen.
Das Seminar begann mit einer einfachen, aber tiefgehenden Frage: „Wie lernen Sie?“
Nicht der nostalgische Blick zurück in die eigene Schulzeit war gefragt, sondern die ehrliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Lernverhalten heute. Beim anschließenden Lerntypentest konnten die Eltern herausfinden, ob sie eher visuell, auditiv, kommunikativ oder motorisch lernen – und welche Kombinationen bei ihnen am besten wirken. Dabei wurde deutlich: Jeder Mensch lernt anders, und genau das macht das Lernen so spannend – und manchmal eben auch herausfordernd.
In den Gesprächsrunden stand das Thema intrinsische und extrinsische Motivation im Mittelpunkt: Lernen Kinder, weil sie wollen oder weil sie müssen? Die Eltern diskutierten engagiert, tauschten Erfahrungen aus und fanden humorvolle Beispiele aus dem Familienalltag – vom hochmotivierten englischsprachigen Minecraft-Bauer bis zur schokoladenbasierten Hausaufgabenhilfe. Außerdem nannten viele Eltern das gemeinsame Lernen ihrer Kinder mit anderen Kindern der Klasse – nach der Schule oder am Wochenende – als effiziente Herangehensweise oder gar als neu entdeckten Geheimtipp.
An mehreren Stationstischen konnten die Teilnehmenden anschließend verschiedene Lerntricks praktisch kennenlernen. Nach dem gemeinschaftlich gelösten „Onkel-Otto-Rätsel“, das für einige Schmunzler sorgte, ging es weiter mit der Loci-Methode, einer Technik aus der antiken Gedächtniskunst. Das PZ wurde kurzerhand zur mentalen Landkarte: Orte im Raum wurden innerhalb einer Geschichte mit den letzten zehn Bundeskanzlern der Bundesrepublik verknüpft – Ein Adler namens Adenauer flog zum Fenster herein und landete auf dem harten Boden (Erhard). Der Adler hatte einen Kieselstein im Schnabel (Kiesinger)… – So blieben alle bisherigen Bundeskanzler plötzlich und plastisch im Gedächtnis der Eltern verankert.
Während des Seminars wurde unter anderem auch der Umgang mit Noten thematisiert. Dabei ging es weniger um pädagogische Grundsatzfragen als um den Blick auf die Sprache hinter den Zahlen. Eine Note wie „ausreichend“ kann, wörtlich genommen, eben auch heißen: Es reicht. Der Perspektivwechsel sollte verdeutlichen, dass schulische Bewertungen – über den Zahlenwert hinaus – auch als Botschaften verstanden werden können.
Am Ende des Vormittags stand die Erkenntnis: Lernen mit Kindern bleibt eine Herausforderung – aber auch eine gemeinsame Reise mit viel Potenzial.
Wer gelernt hat, den Kaktus mit Bedacht zu umarmen, wird feststellen, dass auch pieksige Momente zum Wachsen dazugehören.
Ein herzliches Dankeschön an alle teilnehmenden Eltern für den offenen Austausch und die tolle Atmosphäre!