Gesamtschule Marienheide besucht NS-Ordensburg in der Eifel

Exkursion im Rahmen des Erziehungswissenschafts-Unterrichts zur ehemaligen Junker- und Adolf-Hitler-Schule Vogelsang

Guter Dinge waren die 50 Schüler und drei Lehrer der Pädagogikkurse, als sie sich einem Mittwoch im Januar in den kalten Morgenstunden auf den Weg in die Höhen der Eifel machten, um dort die ehemalige NS Ordensburg Vogelsang zu erkunden. Diese Exkursion ist Bestandteil des Oberstufenunterrichts, der auch das abiturrelevante Thema “Erziehung im Nationalsozialismus” vorsieht. Die NS-Ordensburg Vogelsang ist ein kurz nach der Machtergreifung von den Nationalsozialisten auf einem Berg errichteter Gebäudekomplex in der Eifel oberhalb der Urfttalsperre in Nordrhein-Westfalen. Die Anlage diente der NSDAP zwischen 1936 und 1939 als Schulungsstätte für den Nachwuchs des NSDAP-Führungskaders.

Wir wurden freundlichst auf dem Gelände der Ordensburg begrüßt, umgehend in zwei Gruppen aufgeteilt – mit jeweils 25 Schülern – und nun in einzelne Seminarräume geführt. Dort angekommen wurden die Schüler interaktiv in das Geschehen “elitärer Nazi-Ausbildung” einbezogen. Zu ausliegenden Zitaten unbekannter Herkunft und einigen Bildern sammelten wir spontane Assoziationen, auf die wir später zurückkommen sollten. Daraufhin wurden die Gruppen in jeweils vier weitere Kleingruppen aufgeteilt. Das Konzept sah vor, dass die einzelnen Gruppen selbstständig vier Bereiche der Ordensburg erkunden, um anschließend, auch auf Grundlage ausgeteilter Materialien, über ihr zugeteiltes Thema zu referieren. Die einzelnen Stationen hießen “Kameradschaftshaus”, “Sportlerrelief”, “Hangaufbau” und “Fackelträger”. Als den Schülern ihre jeweiligen Aufgaben zugeteilt worden waren, schwärmten sie aus, um diese gewissenhaft zu erfüllen. Nachdem alle Schüler trotz des auftretenden Schneefalls heil in das Gemeinschaftshaus gefunden hatten, konnten die einzelnen Gruppen mit ihren Vorstellungen beginnen.

Als Erstes war das “Kameradschaftshaus” an der Reihe und sofort begannen die Schüler mit ihrer Präsentation. Von ihnen erfuhren wir, welche Personengruppen privilegiert waren, eine Ordensburg zu besuchen. Der Grund für die Errichtung der drei in Deutschland gebauten Ordensburgen war es, parteitreue und politische Führungskräfte auszubilden. Für die Aufnahme waren einzig und allein von Bedeutung: der Charakter, die Eignung und die Herkunft der Anwärter. Es musste über einen bestimmten Zeitraum hinweg nachgewiesen werden, dass die arische Herkunft gegeben war. Unwichtig sei die gesellschaftliche Stellung gewesen, sodass viele gesellschaftlich ausgegrenzte Personen den Dienst antreten konnten. Auch war keine explizite Vorbildung oder Ausbildung notwendig. Sobald man der Ordensburg beigetreten war, musste man die Ausbildung dort auch abschließen. Den Personen, die dem dort gegebenen Druck nicht standhalten konnten, drohte der gesellschaftliche Absturz. In jedem der zehn Kameradschaftshäuser waren jeweils 40 bis 50 Personen untergebracht.

Die zweite Gruppe überbrachte uns ihre herausgearbeiteten Befunde über das “Sportlerrelief”, ein grau-schwarz verwittertes Steinmonument am Rande des heute noch genutzten Sportplatzes. Es zeigt erstarrte Repräsentanten verschiedener Sportarten. Hitler wollte durch den im Vordergrund stehenden Sport eine “gewalttätige, heldische, unerschrockene und grausame Jugend züchten”. Sport wurde in der Ordensburg bereits morgens vor dem Frühstück durchgeführt. Bis zu 30-mal täglich musste das am Hang gelegene, weitläufige Gelände durchlaufen werden. Ein gesunder Körper sollte einen gesunden Geist hervorbringen, welcher alleine zum Wohle des deutschen Volkes dienen sollte, das heißt, dass die Volksgemeinschaft über dem Individuum stehen sollte.

Daraufhin stellte die Gruppe “Hangaufbau” ihre Ergebnisse vor. Die architektonische Leistung zeigt sich besonders in den terrassenartig angelegten Bauten und Plätzen der Ordensburg, die sich beeindruckend in die Landschaft fügt. Zu ihrem Fuß liegt die sehr idyllische Urfttalsperre, ein Gegensatz ganz im Sinne der Nationalsozialisten. Der Baukomplex wurde monumental errichtet, ihm zum Vorbild dienten mittelalterliche Burgen. Der monumentale Effekt rührt daher, dass die Anlage symmetrisch in den Berg eingearbeitet wurde und eine sehr große Fläche bedeckt, die mit einem Blick an den Berg komplett zu sehen ist.

Weiter ging es zur Gruppe der “Fackelträger”. Ähnlich wie der Hangaufbau zeigt auch die von Willy Meller geschaffene “Fackelträger-Statue” den Größenwahn der Nationalsozialisten. Die Statue präsentiert einen in Stein gemeißelten, heroisch anmutenden, athletisch trainierten Mann, welcher nackt in einer Sieger-Pose zu betrachten ist. Nachdem die Alliierten die Ordensburg eingenommen hatten, wurde die Statue mitsamt ihrem nebenstehenden Spruch (“Ihr Fackelträger der Nation zieht stolz in den Kampfe für Adolf Hitler”) teilweise zerschossen. Besonders der Genitalbereich war ein gerne anvisiertes Ziel, um der Statue ihre Ausdruckskraft auf ganz besondere Weise zu nehmen.

Nun ein paar Worte zum “neuen Menschenbild”. Die Nationalsozialisten formten durch ihr von ideologischen und rassischen Prinzipien geprägtes Regime einen Menschen ganz im Sinne Adolf Hitlers. Dieser neue Mensch, welcher natürlich der arischen Rasse und somit der “stärksten aller Rassen” angehören sollte, musste auf aufopfernde Weise im Sinne der Volksgemeinschaft handeln.
Was das letztlich bedeutete, muss mit Hinweis auf den Holocaust und die vielen Millionen Toten des Zweiten Weltkrieges nicht weiter erklärt werden.

Zum Ende des Tages kamen wir auf die zuvor ausgelegten Zitate und Assoziationen zurück. Wir stellten fest, dass wir mit unseren Ersteindrücken beinahe richtig lagen und wir uns bereits wichtiges Wissen über die Nationalsozialisten im Pädagogik-Unterricht angeeignet haben. Während der Heimfahrt resümierten wir den insgesamt sehr erfolgreich verlaufenen Tag und kamen am frühen Abend erschöpft aber auch zufrieden wieder in Marienheide an.

Bericht von Matthias Knoche und Marvin Kopp; Schüler des Leistungskurses Erziehungswissenschaft